Griechenland profitiert von Urlauber-Sorgen

Griechenland profitiert von Urlauber-Sorgen

 
Die Angst lässt deutsche Pauschalreisende vor zahlreichen Zielen zurückschrecken. Griechenland zählt nicht dazu. Das Land ist bei deutschen Urlaubern beliebt wie nie.
 

Das Leid der Türkei ist die Freude Griechenlands: Die Verschiebung der Urlauberströme schafft in diesem Sommer im Reisegeschäft einen Gewinner: Griechenland. Neben dem ohnehin begehrtesten Auslandsziel Spanien ist Hellas einer der großen Profiteure, weil Urlauber aus Sicherheitsbedenken und Angst vor Anschlägen einige Länder meiden. Die Zahl der Bundesbürger, die 2016 in Griechenland urlauben, strebt auf einen Spitzenwert zu. „Es ist gut möglich, dass wir den Rekordwert des vergangenen Jahres übertreffen“, sagte eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV).

Sorgen, dass Bilder von Flüchtlingen, die griechische Strände erreichen, Urlauber abschrecken und den griechischen Tourismus in die nächste Krise stürzen, bewahrheiten sich für das Land insgesamt nicht. Vor allem auf die größte griechische Insel, Kreta, streben mehr Reisende. Auch für Korfu und Rhodos steigt die Nachfrage. Über ein ausbleibendes Geschäft klagen dagegen Hoteliers einiger kleinerer Inseln. Auf den Inseln Kos und Samos, die wenige Kilometer vor der türkischen Küste liegen, spüren sie Rückgänge.

In der Summe für das gesamte Land fallen die aber nicht ins Gewicht – für den deutschen Reisemarkt erst recht nicht, dort sind Kreta, Korfu und Rhodos seit langem die populärsten griechischen Inseln. 2015 führte nach Zahlen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) von den 69 Millionen mindestens fünftägigen Reisen aus Deutschland etwa jede 30. nach Griechenland. Das waren rund zwei Millionen Buchungen. 2016 könnten es nun einige mehr mehr. Vor allem im März und April hätten sich mehr Urlaubskunden für Griechenland entschieden, sagt die DRV-Sprecherin.

Türkei bei deutschen Pauschalreise-Touristen nicht mehr so beliebt

Dagegen hält die Zurückhaltung mit Blick auf die Türkei, nach Spanien das zweitliebste Flugpauschalreiseziel der Deutschen, an. Zwar registriert der Branchenverband DRV, dass bei den Neubuchungen der Abstand zu den Zahlen des Vorjahres schrumpft. Doch in den vergangenen Monaten ist ein deutlicher Rückstand aufgelaufen. „Für die Türkei wird 2016 ein Spätbucherjahr, was noch aufgeholt werden, ist aktuell schwer vorherzusagen“, heißt es beim DRV.

Bedrückender für die Hoteliers an der türkischen Riviera ist, dass sich nicht nur Deutsche, sondern auch Urlauber anderer Länder zurückhalten. Aus Russland, dem einst zweitwichtigsten Herkunftsland der Türkei-Urlauber, ist der Urlauberverkehr beinahe zum Erliegen gekommen. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im Syrien-Einsatz über türkischem Gebiet hatte der Kreml eine Reisewarnung für die Türkei ausgesprochen.

Aus Deutschland ist der Urlauberstrom indes weit davon entfernt zu versiegen. Im vergangenen Jahr waren laut FUR-Zahlen mehr als fünf Millionen Urlaubsgäste aus der Bundesrepublik in der Türkei angekommen. Selbst ein Rückgang um ein Drittel würde bedeuten, dass 2016 mehr Urlauber nach Antalya und Alanya aufbrechen als nach Griechenland. Der Flughafen im südtürkischen Antalya ist weiter der von Pauschalreiseurlaubern am zweithäufigsten gewählte Zielflughafen hinter Palma de Mallorca.

Und diese Position ist nicht im Ansatz gefährdet, obwohl laut Zahlen des Buchungssystembetreibers Traveltainment, die das Fachmagazin FVW veröffentlichte, im April 22 Prozent weniger Tickets mit dem Zielflughafen Antalya gebucht wurden als im Vorjahresmonat. Bewegung in der Rangliste der gefragten Zielorte gab es hingegen auf Rang drei. Dorthin ist der Flughafen von Heraklion auf der griechischen Insel Kreta aufgestiegen.

                                                                                                                                                                                                  Quelle: faz.net

 

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